Bahnwärter
Thiel
Novelle von
Gerhart Hauptmann,
lateinische
Übersetzung von Nikolaus Groß.
Diese
naturalistische, mit erstaunlicher dramatischer Kraft erzählte
Novelle hat große Bedeutung für die Geschichte der deutschen
Literatur.
Der Übersetzung
ist ein ausführliches Glossar beigefügt.
Bahnwärter Thiel
ist ein frommer und gewissenhafter Mann, der zuverlässig seinen
Dienst erfüllt. Ein Jahr nach dem Tod seiner geliebten Frau Minna
heiratet er aus Vernunftgründen eine stämmige Magd namens Lene.
Zusammen bekommen sie ein zweites Kind, weswegen Thiels erster Sohn
Tobias von Lene vernachlässigt wird. Thiel, den eine tiefe
Verehrung an seine verstorbene Frau bindet, wird mehr und mehr
abhängig von seiner zweiten Frau, die das neue Oberhaupt der
Familie ist. Ihre Misshandlungen an Tobias werden zwar von Thiel
entdeckt, wegen seiner sexuellen Abhängigkeit von Lene unternimmt
er nichts, um seinen Sohn zu schützen. Der ansonsten fürsorgliche
Vater verbringt jedoch viel Zeit mit Tobias und kümmert sich
liebevoll um ihn.
Die Situation
macht aus Thiel einen verstörten Mann, der sich immer häufiger in
Visionen seiner verstorbenen Frau flüchtet. In seinem einsamen
Wärterhäuschen an der Bahnstrecke Berlin-Breslau im Wald verliert
er sich zunehmend in nächtliche Anbetungen seiner Minna, was
allmählich krankhafte Züge annimmt.
Als Tobias vom Zug
überfahren wird, weil Lene ihre Aufsichtspflicht vernachlässigt
hat, wird Thiel irrsinnig. Er hat wieder Visionen, redet mit seiner
unsichtbaren Frau und verspricht ihr, sich zu rächen. Aus dem
„kindguten“ Mann wird ein furchtbarer Mörder
...
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